DAS KÖNIGSFELDER TÖPFERHAUS

Baukeramische Arbeitsschritte am Beispiel eines Brunnens:

Ausgangsmaterial ist ein farbig brennender Steinzeugton. Der in 12,5 kg Hubeln verpackte Ton wird zu einem ca. 600 kg schweren Block (60 x 90 x 50 cm), dem sogenannten Tonstock aufgeschlagen. Von diesem Tonstock werden dann mit Hilfe eines gespannten Stahldrahtes 14 mm dicke Platten abgeschnitten und auf wasserfeste Spannplatten abgelegt.

Diese werden mit einer Maßstrecke versehen und dann zum Trocknen ins Regal geschoben. Wenn sie nach ca. 1-2 Tagen 2-3% geschrumpft sind, werden sie luftdicht verpackt. Besonders bei großen Objekten ist es wichtig, dass der Trocknungsgrad aller verwendeten Tonplatten gleich ist. Das hilft Spannungen und evtl. Rissbildungen zu vermeiden.

Die Schnittschablonen und festen Maße lassen sich dann wie ein Schnittmuster des Schneiderhandwerks auf die Platten übertragen. Bei Bedarf werden Platten auch über Biegeholzunterformen oder Röhren (z. B. Kanalrohre) vorgeformt.
Der Zusammenbau erfolgt mit Winkel und Wasserwaage. Die Bauteile werden an allen Verbindungsstellen mit einer Gabel eingeritzt, gewässert und noch einmal quer geritzt. Dadurch entsteht Tonschlick, der quasi wie der Holzleim beim Tischler die Teile zusammenklebt. Um die Verbindungsstellen noch zu verstärken, wird innen eine feuchte Tonwurst angebracht, außen werden die Verbindungsstellen genutet und mit frischem Ton verfüllt. Der Körper wird in ein dünnes Tuch gewickelt und mit Plastikfolie verpackt. Er "zieht" jetzt 1-2 Tage. Das ermöglicht einen Feuchtigkeitsaustausch. Dann kann das Verputzen beginnen. Mit diversen Stahl- oder Plastikspachteln werden alle Flächen überarbeitet und sämtliche Kanten und Ecken gebrochen. Diese Arbeit dauert mindestens genauso lang wie der eigentliche Zusammenbau. Jetzt ist die Oberflächengestaltung an der Reihe. Flächen werden eingezeichnet, vertieft (Flachrelief), aufgerauht, mit Struktur versehen und Öffnungen und Fenster ausgeschnitten. Die Trocknung bei großen Objekten ist das A und O. Erst wird das Stück nochmal 4-5 Tage komplett in Tuch und Plastik gewickelt. Es soll ganz langsam und gleichmäßig trocknen. Nach 3-4 Wochen kommt das Stück in den ersten Brand, den sogenannten Schrühbrand (920°C). Danach ist es fest, aber noch sehr saugfähig, so dass die Glasur beim Auftragen gut haften bleibt. Mit Pinsel und Schwamm werden die flüssigen Farben aufgetragen. Dann geht es in den Glattbrand. Nach 10 Std. hat der Gasofen 1280°C erreicht. Die Glasuren sind "glattgebrannt", die Farbe des Tones ist jetzt am schönsten entwickelt und er hat seine besten physikalischen Eigenschaften erreicht (z.B. Frostsicherheit). Nach drei Tagen ist der Gasofen soweit abgekühlt, dass er ausgebaut werden kann.
Fotos dieses Artikels: Theo Limbach
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